In erster Linie wird Sucht nicht als ein Gefängnis verstanden, der Konsum wird vielmehr als eine Fluchttüre hinaus aus etwas Unangenehmen, hinüber in einen Zustand der gefällt, erfahren. Wir alle haben viele Konsumstrategien, welche mit diesem Funktionalitätsprinzip einhergehen. Am Anfang jeglichen Konsums steht in der Regel ein Bedürfnis: Das Bedürfnis dazu zu gehören, abzuschalten, Druck abzubauen, loszulassen, sich etwas Gutes zu tun und Vieles mehr. In der Regel funktioniert der Konsum auch: kurzfristig erfüllt er seinen Zweck. Wir fühlen uns besser, der gewünschte Effekt tritt ein. Solchen bewährten Verhaltensweisen vermehrt nachzugehen, bis sie zur alltäglichen Gewohnheit werden ist menschlich. Der Weg raus aus dem jetzt, hin in den erwünschten Zustand fällt einfach, ist eingespielt und geht dementsprechend leicht von der Hand. Unser Wissen darum, dass wir durch den Konsum an diesen Punkt gelangen, ist längst gesetzt und tief in uns verankert. Von derartigen Strategien machen, so würde ich behaupten, wir uns alle im einen oder anderen Punkt abhängig. Vielleicht mögen wir nicht einer körperlichen Abhängigkeit einer Stofflichkeit verfallen sein, aber auf irgendeine Art oder Weise gehen wir in unserem alltäglichen Handeln unbewusst wiederholten Verhaltensweisen nach um uns Gutes zu tun. Was schlussendlich auch nichts Verwerfliches ist, da es wirkungsvoll ist. Schwierig wird es erst dann, wenn der Konsum anfängt uns neben seiner kurzfristigen Funktionalität einzuschränken. Wenn wir nicht mehr mit Leichtigkeit unterwegs sein können, sofern das Konsumieren mal ausfällt. Wir uns durch die eine eingespielte Strategie sozusagen in unserem Unterwegssein selbst gefangen halten. Noch kritischer steht es mit der Strategie, wenn wir neben dem starken Verlangen danach, durch diese auch anderweitig in unserem Leben Schaden erfahren. Schaden, weil beispielsweise unser Umfeld reagiert, das Geld knapp wird, das Nachgehen alltäglicher Aufgaben zu kurz kommt, der Konsum einen negativen Einfluss auf unsere Stimmung, unser Denken und unsere Gesundheit nimmt. Freilich muss einem dies erst einmal bewusstwerden. Wahrzunehmen und sich einzugestehen, dass das Gefangensein in welches wir uns begeben haben, gar nicht derart wundervoll ist, braucht oft seine Zeit. Seine Zeit, da die Konsumstrategie funktioniert, das eingespielte Muster uns rasch an den gewünschten Punkt der Befriedigung unserer Bedürfnisse führt. Und doch kann, wenn wir uns einmal bewusst darüber geworden sind, hi und da der Wunsch aufkommen die Abhängigkeit in der wir uns befinden abzuhängen, aus dem Gefangensein auszubrechen. Und das ist auch etwas, was geht: Abhängigkeit lässt sich abhängen. Je nachdem, braucht es medizinische Unterstützung um möglichst schadenbegrenzt aus dem Konsumverhalten auszusteigen, gerade bei körperlichen Abhängigkeiten einer Stofflichkeit, ist der Weg aus der Sucht nicht zu unterschätzen. Aber bei vielen kleineren Abhängigkeiten, in die wir uns im Alltag begeben reicht ein bewusstes mit sich selber Unterwegssein und der Wille mit sich selber fürsorglich umzugehen, um das Verhalten zu verändern. Der Schlüssel aus der Abhängigkeit heraus, liegt in jedem von uns selber. In der Entdeckung dieses lohnt es sich zurück an den Ursprung zu gehen: Am Anfang jeglichen Konsums steht in der Regel ein Bedürfnis. Sich in diesem Bedürfnis zu erforschen und mit der Befriedigung dieses zu experimentieren, kann eine freudvolle, bereichernde Auseinandersetzung mit sich selber sein. So kann aus einem anfänglichen abhängigen Unterwegssein, eine spannende Entdeckungsreise werden, die es sich allemal lohnt zu gehen.